Im Beratungsgespräch gibt es manchmal interessante Momente. Da erklärt man alles zum passiven Buy und Hold Ansatz, wissenschaftlich untermauert und hebt die Vorteile der ETFs hervor und dann wird man zu den Einzelaktien gefragt. Ob ich nicht doch einen Geheimtipp hätte, wie man schnell und einfach reich werden können. Es tut mir leid, den habe ich nicht, aber das Wissen, damit Sie in der Lage sind eine gute Finanzentscheidung zu treffen. Deswegen soll es in diesem Artikel genau darum und die Fragestellung, möchte ich spekulieren oder möchte ich investieren, gehen.
Für alle, die lieber schauen als lesen; das entsprechende Video zum Beitrag.
Häufige Fragen
Wenn Sie mehr wissen möchten, lade ich Sie ein, den Beitrag weiterzulesen. Bei spezifischen Fragen rund um das Thema Geldanlage stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Spekulieren oder Investieren?
Wir haben verstanden, von wo die Renditen kommen, und zwar aus den drei großen Asset-Klassen Aktien, Immobilien und den Anleihen.
Wenn Sie aber verstehen, dass die Renditen da sind und dass die weltweiten Kapitalmärkte langfristig wachsen. Dann können wir uns überlegen, ob wir spekulieren möchten oder investieren.
Spekulieren, indem wir Vorhersagen treffen, ein hohes Trading Aufkommen haben, das heißt viele Transaktionen in Form von kaufen und verkaufen, eine niedrige Diversifikation und in der Regel hohe Kosten. Oder wir entscheiden uns für das Investieren, in dem wir auf Prognosen und Vorhersagen verzichten, wenig Tradingvolumen haben, eine hohe Diversifikation und niedrige Kosten.
Aber was von beiden lohnt sich wirklich für Privatanleger?
Genau dieser Frage bin ich nach gegangen und habe dabei verschiedene Aspekte, die Rendite, Kosten und Zeitaufwand näher beleuchtet.
Was sind Aktien und ETFs?
Fangen wir mit den Basics an.
Aktien sind Anteile eines Unternehmens. Wenn Sie sich Aktien von Apple kaufen, gehört Ihnen ein kleiner Teil der Softwarefirma. Sie profitieren, wenn sich das Unternehmen gut entwickelt. Die Renditen setzt sich in der Regel aus Kurssteigerungen und Dividenden, wenn das Unternehmen seine Inhaber an den Gewinn beteiligt, zusammen.
Kommt das Unternehmen allerdings in Schwierigkeiten und der Wert sinkt, dann geht der Pfeil in die andere Richtung. Das investierte Vermögen ist weniger wert.
Was sind ETFs und was haben sie mit Aktien zu tun?
Ein Aktienfonds ist im Grunde genommen ein großer Korb voller Aktien. Sie kaufen somit nicht nur einen Anteil an einem Unternehmen, sondern an sehr vielen. Fonds können aktiv oder passiv gemanagt sein.
Aktive bedeutet ein Fondsmanager bestückt seine Fonds mit den vermeintlich besten Titeln.
ETFs beziehungsweise Indexfonds sind hingegen passive Fonds und bilden die Entwicklung am Markt ab. Das heißt, ihr ETF entwickelt sich genauso, wie die jeweiligen Indizes.
Aber was ist eigentlich ein Index?
Einer der wichtigsten deutschen Indizes ist der Dax. Hier tummeln sich die 40 größten Unternehmen aus Deutschland. Das sind aktuell unter anderen BMW, Allianz, Siemens oder Adidas. Performt ein Unternehmen schlecht, fliegt es raus und ein Besseres wird hinzugefügt.
In einem Index sind also jeweils immer die besten Firmen aus der ausgewählten Sparte entsprechend enthalten.
Sie können die ganze Welt abbilden oder einzelne Kontinente, Länder und Branchen. Mit einem ETF auf den globalen Index kann man langfristig kaum etwas falsch machen. Diese verzeichnen bislang, über viele Jahre betrachtet, immer ein Kurswachstum mit Renditen.
Doch warum sollte man auf einen langweiligen ETF und somit nur auf die allgemeine Marktrendite setzen, wenn man höhere Renditen erzielen kann?
Anleger, die Einzelaktien kaufen, versuchen genau das, nämlich besser zu sein als der Markt. Sie wollen sich mit der gezielten Auswahl die überdurchschnittliche Performance von Unternehmen ins Körbchen holen. Das nennt sich dann Stock-Picking und Market-Timing.
Daher können wir also im Wesentlichen zwei aktive Anlagestrategien unterscheiden, die wir uns jetzt genauer anschauen.
Was ist aktives und passives investieren?
Das Ziel besteht beim aktiven Investieren darin, den Markt zu schlagen. Beim passiven geht es darum, die Marktrendite, bei möglichst geringen Kostenabzügen, zu erreichen.
Der Ansatz und die Strategie sind beim aktiven Investieren spekulativ. Der Fondsmanager oder Anleger praktiziert Stock-Picking oder Market-Timing. Er geht gegen den Markt, ein Versuch diesen out zu performen.
Beim passiven Investieren kauft der Fondsmanager oder der Anleger selbst, den gesamten Markt auf Basis globaler Diversifikation und einem Buy und Hold Ansatz. Er erzielt damit die Marktrendite mit dem geringen Kostenabzug für die entsprechenden Instrumente, die eingesetzt werden.
Der Verbreitungsgrad bei deutschen Anlegern ist beim aktiven Investieren über 90 % und beim passiven weniger als 10 %.
Die Anhänger und Unterstützer in diesem System sind Banken, Fondgesellschaften, fast alle Vermögensberatungen und die Finanzmedien. Die Finanzmedien üben enormen Druck auf die Anleger aus, in Form von neuen Schlagzahlen.
Das passive Investieren propagiert die Wissenschaft, darunter mehrere Nobelpreisträger, Warren Buffett und einige wenige spezialisierte Fondsgesellschaften.
Kann man den Markt schlagen?
Es ist enorm unwahrscheinlich, dass man langfristig mit einer persönlichen Aktienauswahl bessere Ergebnisse erzielt. Das ist nur durch Glück möglich, nicht durch können.
Starten wir mit einem einfachen Beispiel: Elektroautos
Alle haben bereits mitbekommen, wie die aktuelle Entwicklung aussieht. Das hat wiederum zur Folge, dass dieses Wissen aller Leute bereits im Preis der Aktie von Tesla steckt. Somit hat man keinerlei Vorteile die Aktie von Tesla zu kaufen, denn die Erwartungen an die Entwicklung der Autoindustrie ist bereits eingepreist.
Man kann es auch so formulieren: Es ist keine systematische Out Performance möglich, weil die Käufer und Verkäufer der Aktien die gleichen Informationen haben. Wenn Sie und ich hier mitbekommen haben, welche Aktie die super Performance ablegen, dann ist es schon seit Ewigkeiten am Kapitalmarkt bekannt.
Als nicht Insider hat man da keine Chancen. Man kann das auch mal von der anderen Seite aus betrachten. Wäre ein systematisches Vorhersagen anhand von Daten und Analysen möglich, würden innerhalb kürzester Zeit alle Leute auf, die eine, funktionierende Methode aufspringen und genau das wiederum, würde sie umgehen, zunichtemachen.
Schlägt jemanden mit seinem Einzelaktionsportfolio den Markt, hat er schlichtweg Glück. Das ist mehrfach empirisch nachgewiesen.
Können Fondsmanager den Markt schlagen?
Was ist nun mit dem Fondsmanager? Mit echten Profis? Die Aktien in einen Fonds packen und den ganzen Tag nichts anderes machen?
Sie stecken tief in den ganzen Unternehmenskennzahlen, haben früh Wissen, um alle möglichen Trends und Ereignisse. Nun könnte man sagen „auch ein blindes Huhn findet auch mal und so weiter“, denn zahlreiche Studien der letzten 50 Jahre haben belegt, dass es langfristig nicht möglich ist besser zu performen als der Markt. Auch nicht für Profis.
Performance aktiv gemanagte Fonds im Vergleich zu ETFs
Bereits im Fünfjahresvergleich konnten nur knapp 25 Prozent der aktiven Aktienfonds den amerikanischen Index S&P 500 schlagen. In Europa sieht es genauso aus. Je länger der Vergleich, desto schlechter schneiden die aktiven Fonds ab.
Der ETF-Anbieter S&P Dow Jones hat sich diesem Thema ebenfalls gewidmet und 2009 eine neue Studie veröffentlicht, die Bände spricht. Die Zahlen belegen, dass noch 1,4 Prozent der professionellen Fondsmanager, über einen Zeitraum von zehn Jahren, in der Lage waren, eine bessere Rendite zu erzielen als ein vergleichbarer ETF auf den weltweiten Markt.
Außerdem ist es unmöglich im Vorfeld genau diesen einen Fondsmanager zu finden, der wirklich ein goldenes Händchen hat. Diese Fonds, die besser performen als der Markt, wechseln auch noch jedes Jahr. Somit ist es sogar unwahrscheinlich, dass ein heutiger Gewinnerfonds den Markt nächstes Jahr wieder schlägt.
Wissenschaftliche Studien von renommierten Forschern, die belegen, dass aktive Fonds langfristig dramatisch hinter ihrem Vergleichsindizes zurückbleiben, gibt es übrigens in Unmengen.
Jetzt kommt es noch dicker, trotz der im Schnitt schlechteren Performance sind aktiv gemanagte Fonds deutlich teurer. Ein Grund mehr, warum sie langfristig so gut wie nie an der Rendite von ETFS ran kommen. Die Kosten der aktiv gemanagten Fonds sind immens hoch.
Anlage Beispiel
Angenommen Sie investieren im Monat 200 Euro über 35 Jahren und rechnen mit einer sehr moderaten Rendite von fünf Prozent.
Für den ETF zahlt man im Durchschnitt 0,2 Prozent, für den aktiv gemanagten Fonds 1,85 Prozent. Auf den ersten Blick denkt man wahrscheinlich auch, ob ich jetzt 0,2 oder 1,8 Prozent zahlen, das macht doch wirklich keinen Unterschied, aber die Realität sieht ganz anders aus.
Trotz gleicher Sprachart und gleicher angenommen Rendite hat man mit dem ETF nach 35 Jahren 212.000 Euro auf dem Konto, mit dem aktiv gemanagten Fonds hingegen 150.000 Euro. Somit ergibt sich am Ende der Ansparzeit mit Anlage in den ETF ein über 60.000 Euro größeres Vermögen, nur wegen der scheinbar leicht höheren Verwaltungskosten.
In der Realität wird die Lücke natürlich sehr wahrscheinlich noch größer sein. Da aktive Fonds nur allzu selten ihren Vergleichsindex schlagen, sondern die Werte normalerweise niedriger liegen, wie wir oben gesehen haben. Dann kommt bei den aktiven Fonds normalerweise Ausgabeaufschläge, Performance Fees und so weiter on top, was die Rendite noch schmälert.
Welche Renditen können erzielt werden?
Beispielsweise der S&P 500, bei einem Betrachtungszeitraum von 1988 bis 2021, kam auf eine annualisierte Jahresrendite von 11,5 Prozent per Annum.
Hingegen der Dax beispielsweise (500 vs. 40 Unternehmen) 8,47 Prozent und die Schwankungsbreite lag bei 55 Prozent.
Welche Kosten fallen an?
Die Kostenpositionen für die Fonds haben die Managementgebühr mit 1,5 Prozent, die Betriebskosten mit 0,4%, damit kommt man auf eine Durchschnittskostenquote, die Verwaltungskosten von 1,9 Prozent.
Hinzu kommen Transaktionskosten, Marketingkosten, Performancegebühr, Ausgabeaufschläge nochmal 1,3 bis 2 %. Am Ende kommen wir von 2,5 auf knapp 3,5 Prozent im Schnitt, an durchschnittlich anfallenden Kosten.
Bei so einem vernichtenden Ergebnis sollte man meinen, dass Leute vermehrt passive Fonds kaufen. Dem ist aber gar nicht so. In erster Linie besitzen Privatanleger aktive Fonds, weil diese einem von Banken und Co verkauft werden. Das ist auch ganz logisch, denn die Banken verdienen vielmehr an Ihnen, nämlich fünf bis zehnmal so viel, wenn Sie einen aktiven Fonds kaufen, als bei einem passiven ETF.
Deswegen werden aktiv gemanagte Produkte natürlich viel stärker vertrieben und so fließen 95 Prozent der Marketinggelder in aktive Produkte.
Es gibt sie doch, die jahrelangen Marktschläger, die Outperformer. Was ist denn mit den?
Ein paar Anmerkungen zu den Profis
Die Investorenlegende, Warren Buffett beispielsweise, ist eine Koryphäe im Aktienmarkt. Er ist auch ein Phänomen. Er hat schon in frühster Jugend jeden verfügbaren Dollar in Aktien investiert. Aber auch eine Legende wie er, ist nicht unfehlbar. So hat er 2009 eine ganze Menge Geld verloren, als er am Höhepunkt in Öl-Aktien investierte, die kurze Zeit später massiv einknicken. 2008 kaufte er sich in ein Schuhunternehmen ein, das heute wertlos ist.
Auch Cathie Wood, erzielt mit ihrem Portfolio derzeit nicht allzu berauschende Renditen.
Selbst die absoluten Profis sind nicht unfehlbar und auch bei ihnen sind langfristige Anlagehorizonte und Diversifikation elementar für ihren Erfolg.
Außerdem lässt sich ganz schwer feststellen, wie viel Glück dort ebenfalls im Spiel ist.
Fazit
Investieren sollte kein Glücksspiel sein. Lassen Sie lieber etwas kluge Demut walten und finden Sie sich damit ab, dass wir alle nicht wissen, wie sich die Märkte entwickeln werden und fahr mit dieser Methode richtig gute Renditen ein.
Der wahre Grund, warum Leute mit Einzelaktien handeln: Fakten sind nicht entscheidend. Gerade beim Thema Geld und Finanzen. Denn hier geht es für viele um die persönliche Identifikation mit einem Thema. „Ich mache das jetzt, ich kann das jetzt und wenn ich scheitere, sind andere Faktoren schuld.“
Warum versuchen Menschen dann trotzdem den Markt zu schlagen, in dem Sie einzelne Gewinneraktie auswählen wollen?
Mit einer Ausnahme. Diversifikation ist die einzige Möglichkeit, dein Risiko zu minimieren, ohne dabei auch deine Renditechancen einzudämmen. Das nennt sich Free-Lunch.
Jedoch gibt es keine Rendite ohne Risiko. Je höher die Renditechancen sind, desto höher ist das Risiko, Verluste einzufahren.
Weil ETFs sich eine ganz mächtige Sache zu nutzen machen. Diversifikation. Also die Streuung über ganz viele Regionen, Branchen etc.
Aber warum ist das eigentlich so? Die laufenden Kosten sind im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds super gering und langfristigen wird man die allermeisten aktiven Anleger locker, Rendite mäßig, schlagen.
Im Zweifelsfall überlassen Sie ihr Aktienportfolio einem Fachmann und dieser möchte sich für seine Arbeitszeit natürlich fürstlich entlohnen lassen. Die Kosten schmälern die Rendite, die aller Voraussicht nach sowieso deutlich unter der des Marktes liegen. Zudem wird eine ganze Menge Zeit, Finanzwesen und gute Nerven benötigt. Und auch wenn Sie ihre gesamte Lebenszeit in ihre Geldanlage stecken würden, würden Sie bei der Auswahl von Einzelaktien, mit höchster Wahrscheinlichkeit, dauerhaft keine besseren Renditen erzielen als der Markt.
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